Vereinspflicht?

Vereine? Das hört sich nach Mitgliedschaft, Vereinsmeierei und Trachtenumzügen an.

Nichts, womit man sich als Freizeitschütze belasten möchte.

Muss man überhaupt in einem Verein sein, um dem Bogensport nachgehen zu können oder gar überhaupt zu dürfen?

Nun, die rein formale Antwort lautet: "Nein." Niemand kann verpflichtet werden, dem Bogensport in einem über einen Verein geregelten Rahmen nachzugehen.

Der Freizeitschütze verbindet mit dem Begriff "Verein", insbesondere "Schützenverein", gerne damit im Zusammenhang stehende, als nachteilig empfundene Verpflichtungen: da wären zum Beispiel die Jahreshauptversammlungen oder irgendwelche Umzüge in Lodengrün.

Worin liegen aber die Vorteile eines Vereins? Nun, es geht damit los, dass ein Verein ein Trainingsgelände hat. Ein Gelände, das zweckmäßigerweise offiziell als geeignet für den Bogensport anerkannt worden ist. Dies ist schon ein großer Gewinn bei der Sicherheit. Falls dann doch etwas schief geht, greift der nächste Vorteil: der Schütze ist dort während der Ausübung seiner Sportart versichert, was zumindest die finanziellen Auswirkungen eines Unfalls für die Betroffenen mildert. Hinweis: auch, wer eine Privathaftpflicht hat, sollte die daraufhin überprüfen, ob sie den Bogensport abdeckt.

Und, last but not least, ein Verein ist gemäß seiner Definition eine Vereinigung Gleichgesinnter, die hier einem gemeinsamen Hobby nachgehen. Gemäß der deutschen Vereinsgesetzgebung sind hier zwar ein paar Regeln zu beachten, das ist unterm Strich aber weniger kompliziert als der deutsche Straßenverkehr.

Wie war das jetzt mit der Vereinsmeierei? Nun, man kann sich daran beteiligen. Doch glücklicherweise gibt es zumindest in größeren Vereinen meist genug Freiwillige, die sich um die diversen Posten und Pöstchen reißen. Doch warum sollte man nicht selbst aktiv werden? Als Jugendwart oder -trainer zum Beispiel hat man eine gute Gelegenheit, neue, jugendliche Schützen an den Sport heranzuführen. Es ist für nicht organisierte Schützen auch meist schwerer, (berechtigte) Interessen wie die Durchführung eines Turniers oder einen Schnuppertag im Rahmen öffentlicher Veranstaltungen durchzusetzen. Vom benötigten Material erst gar nicht zu reden, ein Verein kann sich hier eine gute Grundlage erarbeiten.

Was vielen Schützenvereinen anhaftet, ist der Aspekt der "Traditionspflege", was sich gerade in Vereinen mit einer starken Sportschützenfraktion beobachten lässt. Das Klischee zeigt hier den grünbewamsten Lamettaträger mit Gewehr im Anschlag vor dem Bild "röhrender Hirsch". Solche Vereine mag es geben, doch hier gibt es ein gutes Mittel gegen Frustration: nicht eintreten. Dieses Klischee sollte aber nicht herangezogen werden, um Vereine generell in diese Schublade zu stecken. Wer hier generalisiert und ein pauschales Urteil abgibt, ist seinerseits nicht flexibler als das Klischee der Altherrentruppe, die er gerade kritisiert! Die allermeisten Vereine sind sehr offen und kümmern sich um das, worum es in der Hauptsache geht: Sport. Auch haben einige Vereine mit dem Umbruch zu kämpfen, dass eine neue Generation an Mitgliedern gesucht wird. Hier gilt es, neue Ideen in den Sport einzubringen, um unsere Zukunft zu sichern.

Es gilt hierbei nämlich auch  einen anderen Punkt zu berücksichtigen: die Chance, die mitunter starr wirkenden Vereinigungen zu verändern. Verändern? Ja, richtig, es geht! Zehntausend Schützen, die vereinslos durch die Wälder streifen, haben keine Lobby, doch zehntausend in Vereinen und Verbänden organisierte Schützen können etwas bewegen.

Natürlich läuft nicht immer alles reibungsfrei ab. Innerhalb der Verbände, in denen die Vereine organisiert sind, gibt es hinter den Kulissen gerne ein paar Reibereien, die eigene Position will erkämpft werden - genau so wie im Turnier, nur mit anderen Mitteln. Aber auch hier kommt man mit sportlichem Ehrgeiz recht weit.

Ein weiteres Problem, das oft beobachtet wird, sind Konflikte zwischen Bogenschützen. Ein Beispiel: da gibt es einen Verein, der WA-lastig orientiert ist. Kommt nun ein Langbogner in diese Reihen, wird er aufgrund seines Holzbogens verlacht. Dies funktioniert übrigens genau so in der anderen Richtung. Irgendwie ist das bescheuert, was? Wir sind alle Bogenschützen, nur eben mit unterschiedlichem Material. Hieraus eine intolerante Weltanschauung zu machen, das kann es nicht sein. Oftmals ist es ja sogar so, dass durch die Kommunikation der Schützen untereinander völlig neue Aspekte entdeckt werden können.

Hier fungiert der Verein als "Schmelztiegel", in dem die unterschiedlichsten Charaktere und Schützen mit ihrem Material zusammenkommen und sich austauschen können. Man muss nur selbst ein wenig offen sein und die Scheuklappen (sofern vorhanden) ablegen können.

So, reicht das jetzt als Argument, doch mal in einem Verein vorbeizuschnuppern? Meiner Meinung nach überwiegen die Vorteile die zunächst als solche empfundenen Nachteile bei weitem, auch ist die soziale Komponente nicht zu unterschätzen. Nur Mut - es beißt keiner. Es wird nur geschossen... ;-)