Ich habe es mal so genannt, "Materialpflege" allein schien mir inhaltlich nicht ausreichend genug.
Warum der Aufwand? Nun, wenn man einen Bogen in der Hand hat, ist man auch für dessen Wohlergehen verantwortlich - egal, ob es der eigene Bogen ist oder ein geliehener.
Als selbstverständlich ist der pflegliche Umgang mit der Ausrüstung anzunehmen.
Aber was ist "pfleglicher Umgang"? Gehen wir der Reihe nach die wichtigsten Stolpersteine durch.
Das Ganze fängt mit dem Auspacken aus dem Koffer, der Tasche oder Kiste an. Das Material wird nicht achtlos in den Dreck geworfen, sondern der Reihe nach entnommen, wie man es zum Aufbau benötigt.
Sorry, wenn ich mit solchen Selbstverständlichkeiten nerve, aber ich habe schon viel gesehen... und im Rahmen von Anfängerkursen schon so einiges an Material ersetzen müssen, das offensichtlich falsch behandelt worden ist.
Der erste große Problempunkt ist das Spannen des Bogens (nach hoffentlich richtig montierten Wurfarmen). Hierzu sollte immer eine Spannschnur verwendet werden! Ja, ich weiß, es gibt auch andere Möglichkeiten, die Sehne auf den Bogen zu bekommen, dabei können aber leichter Fehler auftreten, die zu einem Verdrehen der Wurfarme bis hin zum Bruch führen können. Das Arbeiten mit der Spannschnur birgt die wenigsten Risiken in sich. Ach ja, der Bogen wird nach dem Schießen auch wieder mit der Spannschnur abgespannt.
OK, der Bogen ist soweit fertig. Visier, Stabilisator und sonstige Kleinteile sind montiert, jetzt geht es darum, wohin mit dem Bogen. Der Bogen steht nach Möglichkeit auf einem Ständer oder liegt auf einer sauberen Stelle mit dem Bogenfenster nach unten. Bogenfenster nach UNTEN! Sonst wird das Visier krummgedrückt. Das ist zwar prinzipiell reparabel, aber wer sich damit das Trefferbild versauen möchte... außerdem: früher oder später bricht der Halter.
Die nächste Gelegenheit, den Bogen zu ruinieren, ist ein Trockenschuss, was meint, ohne Pfeil aus dem Vollauszug zu Lösen. Dann muss die Energie, die sonst vom Pfeil übernommen worden wäre, im Bogen selbst abgebaut werden. Die heutigen Bogen halten das zwar ein paar Mal aus (sagen die Hersteller), das ist aber kein Freifahrtschein. Ein Bogen kann durchaus brechen, wenn er einen Trockenschuss erleidet. Für solche Spielereien sind die Bogen einfach zu teuer. Kleiner Tipp: wenn man einen fremden Bogen das erste Mal auszieht, immer einen Pfeil einlegen, dann kann weniger passieren. Ansonsten ist es ein Klassiker, einen fremden (oder neuen) Compoundbogen zu ruinieren...
Kommen wir jetzt zum Schießen. Dafür braucht es Pfeile. Diese wollen regelmäßig auf Geradheit und Beschädigungen überprüft werden, dazu steht mehr im Kapitel Pfeile, da muss ich jetzt nicht weiter drauf eingehen.
Nach dem Schießen, wenn der Bogen wieder zerlegt wird, werden die Einzelteile wieder sorgfältig dahin zurückgelegt, wo sie herkamen. Ob es jetzt die Bogen sind, die Pfeile, die Armschutze oder die Spannschnüre, ist dabei egal.
Wenn das Material nass geworden ist, sollte es sorgfältig getrocknet werden. Es im geschlossenen Koffer verrotten zu lassen, ist keine gute Idee. Rost kommt schneller, als einem lieb sein kann und Schimmel ist auch nicht jedermanns Sache.
Tja, das war es eigentlich auch schon, wie am Anfang gesagt, es sind diese kleinen Selbstverständlichkeiten, die man sich aber immer wieder einmal vor Augen führen sollte.
PS: Zu dem Selbstverständlichkeiten und dem Punkt "Soziales" gehört auch das gemeinsame Auf- und Abbauen der Scheiben und im Winter das Fegen der Halle hinterher.