Nun, die Standardantwort lautet "Such Dir einen Verein". Hierfür gibt es einen guten Grund: dort ist Know-how vorhanden. Neben den Vereinen gibt es einige Hochschulen, die den Bogensport im Programm haben.
Es ist, das zeigt die Praxis, sehr schwer bis unmöglich, sich das Schießen selbst beizubringen. Es fehlt der geübte Beobachter, der kleine Fehler (die sich auch bei geübten Schützen unweigerlich einschleichen werden) erkennen kann. So gut ein Lehrbuch auch geschrieben sein mag, es kann beispielsweise nicht auf die individuellen Aspekte des Schützen eingehen (Anatomie etc.).
Der Bogensport ist eine der am meisten unterschätzten Sportarten, was die Koordination des Körpers angeht. Klar, bei einem guten Schützen sieht das einfach, fließend und elegant aus. Bei Robin Hood oder Legolas erst recht. Und die treffen dann auch noch. Ärgerlicherweise ist aber der Bewegungsablauf beim Bogensport so grundverschieden zu allem, was man sonst im täglichen Leben gewohnt ist, so dass eine Beobachtung durch einen erfahrenen Schützen oder Trainer unabdingbar ist, um sowohl die Grundlagen zu überwachen als auch (gaaanz wichtig!) auf die individuellen Gegebenheiten des Schützen einzugehen. Jeder Einsteiger macht andere Fehler, jeder Einsteiger lernt anders, jeder Schütze hat eine andere Anatomie, so dass auch hier unter Umständen leichte bis starke Modifikationen gegenüber dem Lehrbuch gemacht werden müssen.
Natürlich kann man sich ein gewisses Fachwissen aneignen. Möglichkeiten dafür gibt es viele, seien es Infos im Netz oder auf Papier. Es ist sogar von Vorteil, wenn der Interessierte sich frühzeitig mit den Fachbegriffen vertraut macht. Aber das Erlernen der Schießtechnik selbst sollte unter Aufsicht eines erfahrenen Schützen oder Trainers stattfinden.
Es klingt vielleicht seltsam, aber ob man trifft, ist am Anfang gar nicht so das Entscheidende. Dies ist ein gern gemachter Fehler. "Ich treffe, also stimmt es." Leider falsch. Wenn man alleine (d.h. ohne Kontrolle) übt, kann schon was passieren: man kann sich durchaus eine etwas unglückliche Technik angewöhnen, die im Extremfall zu körperlichen Schädigungen an den Gelenken, Sehnen etc. führen kann. Gerade, wenn man einen schönen mittelalterlichen Langbogen schießen möchte und dann doch recht schnell auf etwas kräftigere Bogen umsteigen will. Auch das ist die Aufgabe eines "Beobachters", den Einsteiger von einem Bogen fernzuhalten, der ihn beherrscht statt umgekehrt!
Eine gesundheitliche Einschränkung muss man allerdings machen: wenn bereits Vorschädigungen oder Bewegungseinschränkungen im Bereich Hände, Handgelenke, Arme, Schultergürtel, obere Wirbelsäule oder im Nackenbereich bestehen, sollte man prinzipiell eher Abstand vom Einstieg in den Bogensport nehmen. Die Belastungen sind doch recht groß, so dass sich eine Vorschädigung unter Umständen ungünstig entwickeln kann. Und dieses Risiko sollte doch niemand eingehen wollen. Wer Probleme mit den Knien hat, für den ist Squash ja auch keine Option, oder?
Der Bogensport ist für den Bereich des Oberkörpers nur bedingt als Therapiesport geeignet, zumal man in Vereinen eher Bogenschützen (mit und ohne Trainerschein) als Physiotherapeuten vorfindet.
In diesem Fall sind Sportarten wie Schwimmen (mit den richtigen und gut ausgeführten Stilen) sicherlich besser geeignet, da hier die Muskulatur aufgebaut wird, ohne die Gelenke stark zu belasten.
Auch ist der Bogensport als reines Krafttraining nicht wirklich geeignet. Man trainiert nur eine kleine Auswahl an Muskeln richtig, auch wenn fast der gesamte Muskelapparat benötigt wird, wobei aber viele Muskeln nur stabilisierende Aufgaben haben.
Strenggenommen sollte sich der engagierte Bogenschütze noch eine Ausgleichssportart wie Laufen, Schwimmen oder Radfahren suchen, um den gesamten Körper zu fordern. Dies ist aber nur dann wirklich nötig, wenn man den Bogensport als Leistungssport betreiben will. Für den reinen Hobbyschützen ist es meist bereits Erholung genug, an der frischen Luft ein paar Pfeile fliegen zu lassen.