Das soll nur ein kurzer Abriss über die heute gängigen Bogenarten sein, weder vollständig noch ausführlich. Infos zum Reinschnuppern eben.
Es gibt übrigens nicht "den Bogen". Jeder Bogentyp hat seine ganz eigenen Vor- und Nachteile.
Wenn man Turniere mitschießen möchte, ist zu beachten, dass die jeweiligen Reglements der Verbände (oder die Ausrichter bei freien Turnieren) mitunter ihre ganz eigenen Definitionen haben, die man sich auf alle Fälle anschauen sollte. Nicht immer ist zum Beispiel ein Langbogen auch ein Langbogen.
Wichtig für Turniere sind heute 3 Bogentypen:
Der wohl ursprünglichste Bogentyp, der heute im Gebrauch ist. Typischerweise wird unter diesem Begriff der "Englische Langbogen" verstanden, eigentlich eine Kriegswaffe mit entsprechenden Nachteilen beim Scheibenschießen.
Es gibt bei diesem Bogentyp noch mehr Bauformen, wie den Flachbogen, der sich im Design der Wurfarme unterscheidet (Flach statt rechteckig-rund).
Das Material spielt prinzipiell weniger eine Rolle: der "klassische" Langbogen besteht zwar aus einem Stück Holz, aber Laminate und moderne Materialien wie Glasfiber oder Carbon haben hier Einzug gehalten, wobei der (europäisch) historisch interessierte Bogenschütze natürlich einen reinen Holzbogen ("Selfbow"), nach Möglichkeit selbst gebaut, schießt.
Der moderne Langbogen weist mehr und mehr ein "reflex-deflex-Design" auf, was meint, dass die Wurfarme nach vorne, in Schussrichtung, gebogen sind ("reflex"), während der Griff ebenfalls nach vorne versetzt ist ("deflex"). Das gibt mehr Speed und eine verbesserte Genauigkeit gegenüber dem ursprünglichen Design. Allerdings ist dieses Design in den verschiedenen offiziellen Regelwerken nicht ganz unumstritten, da hier Langbogen und Recurvebogen nahtlos ineinander übergehen.
Der heute wohl am weitesten verbreitete Bogentyp. OK, nicht unbedingt in den USA. Dort ist es mit Abstand der Compoundbogen. Der Recurvebogen hat seinen Namen von den nach vorne (d.h. in Schussrichtung) zurückgebogenen Wurfarmenden, die einen weicheren Auszug gestatten sowie mehr Energie speichern können. Eigentlich ist der Recurvebogen die logische Weiterentwicklung des Lang- bzw. Flachbogens. Eine spezielle Gruppe sind die Reiterbogen, die häufig mit steifen Recurves ausgestattet sind, was nichts am Prinzip ändert.
Der Recurvebogen ist übrigens keine Erfindung der Neuzeit, auch, wenn er in der heutigen Form erst wenige Jahrzehnte alt ist. Das grundlegende Konzept hat schon mehrere tausend Jahre auf dem Buckel!
Mit Visier und Stabilisierung ausgerüstet, stellt dieser Bogentyp die einzige heutige olympische Bogendisziplin.
Die neueste Entwicklung auf dem Bogenmarkt. Seit den 60er Jahren auf dem Markt, erfüllt dieser Bogen die Ansprüche des Jägers (er ist genau dafür entwickelt worden): durch die Rollen- und Seilzugkonstruktion lässt sich zum Einen viel Energie speichern, zum Anderen (und hier unterscheidet er sich massiv von den anderen Bogen) muss der Schütze im Endauszug nicht das volle Zuggewicht halten, sondern nur einen Teil davon (typisch 20-50 %). Hierdurch wird das Zielen vereinfacht, wobei beim Lösen trotzdem die volle Leistung des Bogens zur Verfügung gestellt wird. Dieser Vorteil kommt auch beim sportlichen Schießen zum Tragen, so dass die erzielbarer Präzision größer ist als bei anderen Bogentypen - das Schießen wird aber nicht unbedingt einfacher...
Hier kommt es leider immer wieder zu Missverständnissen. Der Blankbogen ist kein eigenständiger Bogentyp, sondern hier wird "nur" ohne Visier geschossen. Ein Langbogen wird per Definitionem immer Blank geschossen, aber auch ein Recurve oder Compound lässt sich selbstverständlich auch Blank schießen. Hier gilt es, einen Blick in das jeweilige Reglement der Verbände und Turnierausrichter zu werfen. So kennt der DSB zum Beispiel keine Compound-Blankklasse, der DFBV dagegen schon.
Auch dies ist grundsätzlich kein eigener Bogentyp. Zur Jagd (da, wo sie erlaubt ist) werden prinzipiell alle Bogentypen eingesetzt. Ein Bogensetup, das für die Jagd ausgelegt ist, zeichnet sich typischerweise durch folgendes aus: der Bogen ist kurz und handlich, hat ein hohes Zuggewicht und es werden schwere Pfeile verwendet.
In einigen Reglements gibt es die Bogenklasse "Jagdbogen Recurve/Compound" oder so ähnlich. Ein Bogen der dort hineinfällt, muss aber noch lange nicht jagdtauglich sein und ein in der Praxis jagdtauglicher Bogen kann aus diesem Reglement herausfallen. Meist wird hier ein Bogen ohne viel "dran", wie Visier und große Stabilisation, verstanden. Meist...
Nein, nein, und nochmals nein, auch das ist kein Bogentyp, sondern eine Turnierform. Hier läuft man über einen Parcours und kann das mit jedem Bogentyp machen, der laut Reglement vorgesehen ist.
Aus dem asiatischen Raum stammend und dort meist als Kompositsystem ausgeführt (Holzkern mit Sehnenbacking und Hornbelag auf Bauchseite) findet der Reiterbogen heute hauptsächlich beim Bogenreiten Verwendung. Es gibt Systeme mit steifen und arbeitenden Recurves. Preiswerte Fiberglasbogen sind eine robuste Alternative für den Einsteiger.
Der asymmetrische japanische Bogen blickt auf eine lange, zumeist kriegerische Tradition zurück und findet heute fast ausschließlich bei japanischen Bogendisziplinen Verwendung, von denen Kyudo die Bekannteste ist. Auch hier gibt es eine ganze Reihe von unterschiedlichen Bogentypen.
Die Spannweite hier ist sehr groß.
Die Ureinwohner Amerikas beispielsweise schossen (und schießen) sowohl mit Bogen, die dem europäischen Langbogen gleichwertig sind (z.B. Cherokee) sowie mit kurzen Hornbogen (Plains-Indianer).
Eine Verallgemeinerung ist nicht möglich, die Bogen waren und sind (wie immer und überall) den örtlichen Gegebenheiten (verfügbare Materialien, Klima, Beute, Krieg) angepasst. Vom gebogenen Ast bis zum hochentwickelten Kompositsystem ist praktisch alles zu finden. Das ist ein faszinierendes Thema, das ganze Bücher füllen kann (und auch dies auch macht!).