Hier liefern die gängigen Internetquellen gute Dienste. Ebenfalls sehr ausführlich ist das Buch von Bachmann und Ulrich "Mit System ins Gold". Richtig gut ist hier die Ausarbeitung von James Park.
Deshalb sollen hier nur ein paar Worte folgen.
Was ist unter "Abstimmung" oder "Tunen" des Bogens zu verstehen? Nun, es sind im Wesentlichen 2 Aspekte, die eingestellt werden sollten: der Nockpunkt und der richtige Pfeil. Beim "richtigen Pfeil" geht es hauptsächlich darum, die zum System Bogen + Schütze richtige Biegesteifigkeit ("Spine") zu ermitteln. Ein schlecht abgestimmtes System kann keine guten Gruppierungen hervorbringen.
Sucht mal nach "Archers paradox" und schaut insbesondere die Videos von Werner Beiter an, wie sich ein Pfeil beim Abschuss verhält. Ihr werdet sehen, dass sich der Pfeil durchbiegt. Deshalb ist es so immens wichtig, einen Pfeil zu schießen, der mit seinem Spine (Fachbegriff für die Biegesteifigkeit des Pfeils) zum Bogen passt. Letztendlich geht es hier um die Schwingungsfrequenz des Pfeils... ja, Bogensport ist angewandte Physik!
Jetzt ist es aber so, dass es die Pfeile nur in bestimmten Spinewerten gibt, da die Hersteller kein beliebig großes Sortiment herstellen und vorhalten können. Also muss man mit den vorhandenen Spinewerten arbeiten und einen grob passenden Pfeil auf seinen Bogen und seinen Schießstil feinabstimmen, damit er den Bogen gerade nach vorne verlässt.
Letztendlich geht es im Wesentlichen darum, (a) einen sauberen Pfeilflug zu erreichen, der (b) eine gute Gruppierung der Pfeile ermöglicht.
Weiterhin kann man am Zuggewicht, dem Tiller, der Standhöhe, dem Stabilisierungssystem und an einem guten Dutzend anderen Parametern wie dem Spitzengewicht der Pfeile, der Befiederung, der Strangzahl und dem Material der Sehne, den Wurfarmen und dem Mittelteil selbst etc. herumexperimentieren, bis man seine perfekte Abstimmung für einen guten Pfeilflug und eine gute Gruppierung gefunden hat.
Ein paar Worte zum Finden des richtigen Pfeils: es reicht nicht aus, in die Tabellen des Pfeilherstellers der Wahl zu schauen und sich hier im vorgegebenen Raster aus Zuggewicht und Pfeillänge das vorgeblich passende Material auszuwählen. Diese Tabellen sind nur ein grober Anhaltspunkt und gehen nicht auf die individuellen Parameter des Schützen ein. Beispiele? Nun, es spielt eine Rolle, welche Wurfarme die Arbeit verrichten. Arbeiten sie effektiv oder werfen sie wie eine nasse Nudel? Was für eine Sehne wird geschossen? Fast Flight oder Hosengummi? Liege ich mit meinem Spitzengewicht im vorgesehenen Rahmen? Dies ist nur eine kleine Auswahl an Parametern, die eine Tabelle nicht berücksichtigen kann. Letztlich hilft nur eines: zum Händler des Vertrauens gehen, dort die Pfeilauswahl diskutieren und den Pfeil ausschießen!
Tipp für die traditionelle Fraktion: wenn die Pfeile vernünftig abgestimmt sind, fliegen auch Pfeile mit Naturfedern bei Regen, wenn die Federn klatschnass und scheinbar hilflos am Pfeil anliegen, immer noch einwandfrei! Woher ich das weiß? Selbst ausprobiert...
Es gibt allerdings kein "Wunderrezept". Man muss sich an die beste Abstimmung herantasten und schon einige Stunden dafür kalkulieren.
Anfängerbogen werden gerne nach dem Motto ausgestattet: "one spine fits all". Hier ist eine individuelle Abstimmung noch nicht möglich und die Pfeile "eiern" manchmal ziemlich durch die Luft. Das ist aber kein echter Nachteil. Denn: die Abstimmung sollte auf die Leistungsfähigkeit des Schützen angepasst sein. Wenn sich mit veränderter Technik z.B. der Auszug oder der Ankerpunkt ändert, ist in der Regel eine erneute Abstimmung nötig. Deshalb: bevor kein gefestigter Schießstil vorliegt, macht ein Tunen (Feintuning) keinen Sinn.
Und wenn der Stil passt, ist der Anfängerkurs vorbei und der Schütze holt sich seinen eigenen Bogen, der dann in aller Ruhe angepasst werden kann.
Erst einmal: mit dem Button wird man die "Centerstellung" des Pfeils regulieren, das ist das Maß, wie weit der Pfeil in das Bogenfenster reinschaut. Mit der Federspannung lässt sich beim Tunen die Trefferlage des Pfeils horizontal verschieben - aber nur ein von einer guten Grundabstimmung aus. So, das wars aber im Wesentlichen auch schon. Ja, ehrlich.
Es kommt immer wieder die Diskussion auf, das man mit dem Button (insbesondere dem Federdruck) auch das Gesamtsystem abstimmen kann. Da habe ich früher auch mal dran geglaubt und Stunden auf dem Bogenplatz zugebracht. Nur - die Federstärke des Buttons kann einen unpassenden Pfeil nicht zum Fliegen kriegen. Wenn man mit einer mittleren Härte kein funktionierendes Setup hinbekommt, gibt es genug andere Parameter, die man zuerst angeht: Zuggewicht (ein unterschätzer Tuningparameter!), Standhöhe, Pfeillänge, Spitzengewicht etc.
Der Button arbeitet später als variable horizontale Pfeilanlage, er wird beim Abschuss mehr oder weniger stark nachgeben (je nach Einstellung). Das bügelt kleine Schwankungen beim Lösen aus, viel mehr macht die Feder nicht. Und das wars auch schon. Ja, ehrlich.