Sicherheit und Bogensport, das ist ein zentraler Aspekt.
Zuerst: wie sehen die rechtlichen Hintergründe aus?
Eines gleich vorneweg: ich bin kein Jurist, und so manche Formulierung ist daher sinngemäß, nicht unbedingt nach der Definition des Wortlauts in einem Gesetz zu sehen.
So, jetzt aber in die Materie.
Das Wichtigste zuerst: der Bogen ist keine Schusswaffe nach Waffengesetz. Das klingt widersprüchlich, da wir ja Bogen"schießen" betreiben. Im WaffG wird eine Schusswaffe aber so definiert, dass hierbei ein Geschoss in einem Lauf unter Anwendung von Treibgasen beschleunigt wird. Da dies beim Bogen offensichtlich nicht der Fall ist, sind wir so gesehen fein raus. Eine Anmerkung noch; es ist nicht so, dass der Bogen im WaffG als Sportgerät oder sonstwie definiert wird. Er ist nur schlicht nicht aufgeführt. Ein kleiner, aber zumindest juristisch feiner Unterschied.
Es gibt aber noch eine Option, die sich der Gesetzgeber offengehalten hat: er kann Gegenstände als "Schusswaffen gleichgestellt" erklären (was einen entsprechenden Aufwand für die Betroffenen mit sich bringt) oder gleich verbieten (was jede weitere Diskussion überflüssig macht). Aber auch dies ist beim Bogen nicht der Fall. Demzufolge sind Bogen und Pfeile frei verkäuflich und unterliegen keiner Regelung wie Waffenbesitzkarte, Waffenschein oder sonstigem.
Folgerung: man darf überall mit dem Bogen schießen (jaja, nicht "Schießen" im Sinne des WaffG) und ist auf keinen besonderen Schießstand angewiesen...
HALT!
Denn: die Sicherheit muss IMMER an erster Stelle stehen!
Die Bogensportverbände haben hierzu Detailregelungen herausgegeben, die zudem gute Richtlinien für den Hausgebrauch darstellen. So gibt es zum Beispiel vom DSB in Kooperation mit dem DFBV sowohl einen Leitfaden für Bogenplätze als auch spezielle Richtlinien zum sicherheitsgerichteten Verhalten. Diese Regelungen sollten stets beachtet werden!
Die Grundregel ist aber immer: die Scheibe muss stets so aufgestellt sein, dass ein Pfeil, der sie verfehlt, keinen Schaden anrichten kann - zumindest nach menschlichem Ermessen. Das Schussfeld hinter der Scheibe muss frei einsehbar sein! Es dürfen keine toten Winkel existieren, aus denen plötzlich z.B. ein Radfahrer (die sind schnell und leise!) auftauchen kann.
Innerhalb des Sicherheitsbereichs (=Gefährdungsbereich!) dürfen sich demzufolge keine Personen, weder andere Schützen noch Unbeteiligte, aufhalten. Dieser Bereich ist als erste Näherung mit 45 ° links und rechts der Scheibe anzusetzen sowie eine geraume Entfernung dahinter. Alles andere ist meiner Meinung nach grob fahrlässig. Stellt Euch bitte vor, wie ein Gespräch mit einem Geschädigten und Eurer Versicherung dann wohl aussehen mag... und wie die Presse reagieren wird. Der Rest der Bogenschützen wird sich sicherlich nicht dafür bedanken.
Übrigens: Pfeile können am Scheibenrand problemlos bis zu 45° und mehr abprallen: seitlich, aber auch nach oben (und dementsprechend weit!). Eine Nocke kann beim Schuss platzen und der Pfeil wird dann "irgendwo" landen, er kann hier sogar 90° zur geplanten Schussrichtung abbiegen! Dies muss selbstverständlich bei der Auswahl der Sicherheitsbereiche bedacht werden. Glaubt mir, immer wenn man im Brustton der Überzeugung sagt "ich habe schon alles gesehen", dann passiert im selben Moment etwas völlig Neues, Spektakuläres. Auch ein Patzer des Schützen kann letztendlich nicht ausgeschlossen werden.
Wer meint, in einem öffentlichen Park mit vielen Sonnenanbetern schießen zu wollen, kann problemlos mit der Begründung "Gefährdung der Allgemeinheit" rausgeworfen werden. Und das völlig zu Recht.
Ein Speer zum Beispiel ist auch keine Waffe und trotzdem würde kein Speerwerfer auf die Idee kommen, in einer Fußgängerzone zu werfen. Ähnliches gilt auch für Kugelstoßen oder Hammerwerfen. Klar, worauf ich hinaus will?
Auch auf Privatgelände muss man zuerst die Genehmigung des Eigentümers einholen - das gilt übrigens für jede Nutzung. Abgeerntete Stoppelacker sind zwar ein nettes mögliches Übungsgelände "für zwischendurch", aber wie gesagt, ohne Erlaubnis ist das keine gute Idee. Man schadet nur dem Ansehen seines Sports, wenn man hier Mist baut. Von Pfeilresten in einer Wiese, die später im Viehfutter landen, will ich erst gar nicht anfangen.
Es stellt sich jetzt allerdings schon die Frage, ob es absolute Sicherheit geben kann. Jein... sind wir ehrlich, alle eventuell auftretenden Einzelfälle können wir nicht abdecken. Es liegt aber an uns, stets mit der nötigen Sorgfalt zu Werke zu gehen. Wie ich oben geschrieben habe, es muss zumindest nach menschlichem Ermessen dafür gesorgt werden, dass nichts passieren kann.
Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass unser Sportgerät als Waffe entwickelt wurde und als solche zu betrachten ist, auch, wenn es das nach WaffG nicht ist. Es hat leider schon Unfälle gegeben, bei denen ein Mensch beim Training oder Wettkampf durch einen Pfeil verletzt wurde. Es liegt in unserer Hand, durch einen sorgfältigen Umgang mit dem Bogen dafür zu sorgen, dass diese Zahl nicht ansteigt.
Im Netz kursieren auf den gängigen Video-Seiten zahlreiche Filme, die einem manchmal die Haare zu Berge stehen lassen. Dort werden Schüsse gezeigt, die ein hohes Potential für einen katastrophalen Ausgang bieten. Von der Nachahmung ist dringend abzuraten.
Also, Leute, macht keinen Scheiß, das Letzte, was wir Bogenschützen brauchen können, ist die Aufnahme des Bogens ins WaffG. Lest Euch die Bestimmungen für Schusswaffen (im Sinne des WaffG) durch, und Ihr werdet verstehen, dass dies das Aus für viele Vereine und ihre Schützen bedeuten würde!
... und auch deshalb sollte man bei einem Verein anfragen, der hat nämlich ein Gelände, auf dem man sicher seinem Sport nachgehen kann!
Hatte ich schon erwähnt, dass die Jagd mit dem Bogen in Deutschland nicht erlaubt ist? Nein? Gut, dann muss ich das noch nachholen. Also: die Jagd mit dem Bogen ist in Deutschland nicht erlaubt. Also ist es eine saublöde Idee, auf lebende Tiere zu schießen, klar? Genau diese Art von Publicity ist es, die wir nicht brauchen können. Alle paar Jahre taucht (leider) in der Regenbogenpresse ein entsprechender Artikel auf, dass ein Schwan oder eine Ente mit einem Pfeil oder Armbrustbolzen im Körper herumläuft. Das sind die Momente, wo man sich wirklich fragt, ob diese "Schützen" (d.h. Tierquäler) sie noch alle an der Waffel haben und wo es schwer wird, dem Bogensport ein positives (sportliches) Image zu verleihen.
Was in die gleiche Richtung geht, ist das Schießen auf menschenähnliche Ziele oder Abbilder realer Personen - am besten noch mit wilden Camo-Klamotten verkleidet und als Video bei youtube oder sonstwo eingestellt. Leute, das hat mit Sport nichts zu tun, auch das gibt eine dermaßen negative Publicity, die unser Sport nicht brauchen kann. Das ist reiner Egoismus, für einige Minuten eigenen "fun" und ein wenig zweifelhaften Ruhm über viele Betrachter wird hier der Ruf einer ganzen Sportart heruntergezogen.
Hier ist noch eine Datei, die von den Mitgliedern des Internetforums Fletchers Corner zusammengestellt worden ist und sich mit dem "Roven" beschäftigt, dem freien Schießen im Wald. Auch dies ist nicht ganz unumstritten, es gibt Stimmen dafür und dagegen, sowohl rechtlich als auch vom "gesunden Menschenverstand" her. Man sieht, ganz so einfach ist der Umgang mit unserem Sportgerät nicht. Es ist aber ganz einfach, wenn man dort schießt, wo es vorgesehen ist. Auf dem Bogenplatz oder Parcours der Wahl.